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Tierphysio.Hamburg Sophie Sydow

Trageerschöpfung beim Pferd: Was ist das und wie erkennt man sie?

Die Trageerschöpfung ist ein schleichendes, aber ernsthaftes Problem, das viele Pferde betrifft. Sie tritt durch unterschiedliche Ursachen auf, die wir hier etwas näher beleuchten. Die Trageerschöpfung ist eine chronische Erschöpfung der tragenden Muskeln und kann letztlich zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen. Da Pferde Schmerzen oft nur subtil zeigen, ist es wichtig, die Anzeichen von einer Trageerschöpfung frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig handeln zu können.

Was heißt, das Pferd hat eine Trageerschöpfung?
Ein Pferd trägt einen Großteil seines eigenen Gewichts über die Muskulatur des Rückens, des Bauchs und der Hinterhand. Bei einem gut trainierten und richtig gerittenen Pferd arbeiten diese Muskelgruppen harmonisch zusammen, um das Pferd zu stabilisieren und somit auch den Reiter zu tragen. Bei einer Trageerschöpfung jedoch wird diese Balance gestört, und die Muskulatur ermüdet oder baut sich ab. Dies führt zu einer Überlastung der Wirbelsäule und Gelenke, was zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt und letztendlich nimmt das Pferd eine Schonhaltung ein.

Welche Ursachen gibt es? Die Ursachen der Trageerschöpfung sind sehr vielfältig.

  • fehlerhaftes Reiten (z. B. ständiges Vorwärtsreiten ohne korrekte Versammlung)
  • Pferde mit schwachem Rücken und die schon im Hohlkreuz laufen (kein geschmeidiges Mitgehen in der Bewegung)
  • mangelndes oder einseitiges Training
  • zu frühes Anreiten eines jungen Pferdes
  • unpassende Ausrüstung, Sattelpassform und Hilfszügel
  • schlechte Hufbearbeitung, fehlende Hufbalance
  • falsche Fütterung und Haltung (Übergewicht, Bewegungsmangel, Schlafmangel)

Wie erkennt man Trageerschöpfung beim Pferd?
Die Anzeichen für eine Trageerschöpfung sind oft subtil und entwickeln sich über einen längeren Zeitraum. Es ist wichtig, auf Veränderungen im Verhalten, der Muskulatur und der Bewegungsweise des Pferdes zu achten. Ein Pferd mit Trageerschöpfung wird oft versuchen, den Rücken zu entlasten.

Veränderte Körperhaltung:

  1. Rücken: Das Pferd senkt den Rücken ab, um den Druck von der schmerzenden Muskulatur zu nehmen. Das Pferd bekommt ein Hohlkreuz. Im Folgenden ziehen die Kruppenmuskeln sich zusammen, um den Rücken anzuheben -> die Kruppe wird höher.. Die Rückenmuskulatur ist schwach und das Pferd ist sehr empfindlich in diesem Bereich.
  2. Brust: Der Brustkorb sackt ab und die Brustmuskeln überlasten, das Brustbein steht hervor.
  3. Schultern: Das Schulterblatt wird flacher, wirken wie angeklebt und der Ellbogen tiefer und nah am Körper, um die Vorhand zu stabilisieren.
  4. Kopf und Hals: Der Kopf wird tiefer gesenkt, um den Rücken zu entlasten. Die Nackenmuskeln werden überdehnt. Es entstehen Blockaden im Halswirbelbereich.
  5. Bauch: Manche Pferde versuchen, die Bauchmuskulatur zu verspannen, um den Rücken zu stützen. Dies kann sich in einem unnatürlich hochgezogenen Bauch zeigen.
  6. Gliedmaße: das Fesselgelenk wird tiefer, die Hufe flacher. Die Beine stehen nicht im Lot.

Folgeschäden: Fesselträger- oder Sehnenschäden, Huf- oder Fesselgelenksläsionen, Hufrolle u.a.

Widersetzlichkeit beim Reiten und Gangbild:

  • Pferde mit Trageerschöpfung werden oft bockig oder verweigern die Mitarbeit. Dies äußert sich durch häufiges Stehenbleiben, Buckeln, Wegrennen, schlechte Übergänge oder Kopfschlagen. Vorwärtsgehen, Wendungen und Versammlung fallen dem Pferd schwer.
  • Das Gangbild verändert sich: Der Schritt wird kürzer und flacher, da das Pferd den Rücken nicht mehr effektiv einsetzen kann. Es können sich auch unspezifische Lahmheiten entwickeln, die jedoch nicht auf eine bestimmte Stelle zurückzuführen ist, da die Ursache im Rücken liegt.
  • Der Schweiftonus verändert sich, schiefer Schweif, unruhiges Schweifpendel

Verhaltensänderungen:

  • Ein deutliches Zeichen ist eine empfindliche Reaktion auf Druck entlang der Wirbelsäule, besonders im Bereich des Widerrists oder der Lendenwirbelsäule. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich die Muskulatur entlang des Rückens abbauen, was zu sichtbaren Dellen führt. Die Rückenmuskeln fühlen sich häufig hart und verspannt an. 
  • Rückenempfindlichkeit insbesondere im Hals-, Schulter- und Lendenbereich u.a. beim Putzen, Abwehrverhalten beim Satteln und Gurten
  • Ein Pferd, das unter chronischen Schmerzen leidet, kann gereizt und aggressiv reagieren oder im Gegenteil lethargisch und teilnahmslos wirken.

Wie kann man Trageerschöpfung vorbeugen?
Die beste Behandlung für Trageerschöpfung ist die Prävention! Hier sind einige wichtige Punkte, die du beachten solltest, um dein Pferd gesund und leistungsfähig zu halten:

Regelmäßige Ausrüstungs-/Sattelkontrolle: Ein schlecht sitzender Sattel ist eine der Hauptursachen für Rückenprobleme. Lasse den Sattel regelmäßig von einem Fachmann überprüfen, um sicherzustellen, dass er gut sitzt und keine Druckstellen verursacht. Aber auch das Gebiss und die Trense sollten regelmäßig gecheckt werden, gerade wenn du Veränderungen bei deinem Pferd bemerkst.

Regelmäßige Zahnkontrolle: Verspannungen bedeuten Stress und können auch Zahn-/Kieferprobleme auslösen, daher ist der regelmäßige Besuch vom Zahnarzt absolutes Pflichtprogramm (1x im Jahr!).

Korrektes und vielseitiges Training: Achte darauf, die Muskulatur deines Pferd langsam und schonend aufzubauen. Ein ausbalanciertes, gleichmäßiges Training, das auf die Stärkung der Rückenmuskulatur und der Hinterhand abzielt, ist entscheidend. Vor allem vom Boden aus!

Regelmäßige Pausen und Erholung: Überanstrenge dein Pferd nicht. Gib ihm ausreichend Zeit zur Regeneration, besonders nach anstrengenden Trainingseinheiten. Gerade wenn du Übungen zum ersten Mal machst, etwas Neues mit ihm lernst und/oder Balance Pads zum Einsatz kommen!

Achte auf Schmerzanzeichen und beobachte dein Pferd genau!

Wenn du Anzeichen von Trageerschöpfung bemerkst, ziehe eine/n Tierarzt:in oder Pferdephysiotherapeut:innen hinzu. Sie können durch gezielte Therapie die Muskulatur wieder aufbauen und Schmerzen lindern.

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