Pferde sind Fluchttiere, die Schmerzen oft nicht sofort sichtbar zeigen. Da sie in freier Wildbahn potenziellen Raubtieren ausgesetzt sind, haben sie gelernt, Schmerzen zu verbergen, um keine Schwäche zu zeigen. Dies macht es für Pferdebesitzer besonders wichtig, aufmerksam zu sein und subtile Zeichen zu erkennen, um das Wohlbefinden ihres Pferdes zu gewährleisten.
Verhalten und Temperament
Das Verhalten eines Pferdes ist oft der erste Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt. Ein Pferd, das normalerweise freundlich und kooperativ ist, kann plötzlich aggressiv, gereizt oder zurückhaltend werden. Veränderungen wie:
- Plötzliche Aggressivität gegenüber anderen Pferden oder Menschen
- Rückzug oder Isolation von der Herde
- Nervosität oder ungewöhnliche Reaktionen auf Reize
- Berührungen werden nicht mehr zugelassen, Satteln wird unmöglich
- Beim Reiten rennt das Pferd dir quasi unter dem Sattel weg
Einige Pferde werden auch lethargisch oder verlieren das Interesse an Aktivitäten, die sie zuvor genossen haben.
Körperhaltung und Bewegungen
Pferde mit Schmerzen ändern oft ihre Körperhaltung. Einige Anzeichen, auf die man achten sollte, sind:
- Kopf senken oder ungewöhnliche Kopfhaltungen können auf Rückenschmerzen hinweisen
- Gewichtsverlagerung von einem Bein auf das andere (besonders bei Gliedmaßenschmerzen),
- Vermehrtes Liegen oder das Vermeiden des Aufstehens
- Steifes Gehen oder Lahmheit sowie Schonhaltungen
Besonders alarmierend ist das sogenannte „Rolling“ – das Hinlegen und intensive Wälzen –, was bei Bauchschmerzen (Koliken) häufig auftritt.
Gesichtsausdrücke – „Pain Face“
In den letzten Jahren hat die Forschung gezeigt, dass Pferde spezifische Gesichtsausdrücke entwickeln, wenn sie Schmerzen haben. Diese werden oft als „Pain Face“ bezeichnet und beinhalten:
- Verengte, leere Augen und ein weicher, trauriger Blick
- Verlängerte oder zurückgezogene Nüstern
- Angespannte oder nach hinten gelegte Ohren
- Verengter Mund mit sichtbaren Falten an den Lippenrändern
- Stressfalten im Gesicht
Diese subtilen Veränderungen sind besonders hilfreich bei der Erkennung von Schmerzen, da sie oft deutlicher sind als Verhaltensänderungen.
Fress- und Trinkverhalten
Ein weiteres Zeichen für Schmerzen kann eine Veränderung im Fress- und Trinkverhalten sein. Pferde, die plötzlich weniger oder gar nicht fressen oder sogar trinken, könnten Schmerzen haben. Auch exzessives Speicheln, das Fallenlassen von Futter oder Schwierigkeiten beim Kauen können auf Zahnprobleme oder Schmerzen (im Maulbereich) hinweisen.
Atmung und Herzschlag
Ein Pferd mit Schmerzen hat oft eine schnellere Atmung oder einen erhöhten Herzschlag. Achte darauf, ob dein Pferd:
- Häufiger atmet als sonst (Ruheatmung sollte zwischen 8-16 Atemzügen pro Minute liegen)
- Schweiß entwickelt, obwohl es nicht gearbeitet hat
- Unregelmäßigen Herzschlag zeigt (der normale Puls liegt im Ruhezustand zwischen 30-40 Schlägen pro Minute)
Muskuläre Veränderungen und Schwellungen
Schmerzen können sich auch durch Muskelverspannungen oder Schwellungen äußern. Untersuche dein Pferd regelmäßig auf:
- Verhärtungen oder Muskelzuckungen, insbesondere entlang des Rückens oder der Kruppe
- Aufgezogener Rücken
- Schwellungen an den Beinen oder Gelenken
- Vermehrte Wärme, sogenannte Hotspots, an bestimmten Körperstellen
Die Bedeutung des Bauchgefühls
Als Pferdebesitzer entwickelst du mit der Zeit ein gutes Gespür für das Verhalten und die Gesundheit deines Pferdes. Wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht stimmt, ist es wichtig, deinem Bauchgefühl zu vertrauen. Eine frühzeitige Untersuchung durch den Tierarzt kann entscheidend sein, um die Ursache der Schmerzen zu ermitteln und entsprechend zu behandeln.
Das Erkennen von Schmerzen beim Pferd erfordert Aufmerksamkeit und ein gutes Verständnis der individuellen Gewohnheiten deines Tieres. Regelmäßige Beobachtungen und eine enge Beziehung zu deinem Pferd können helfen, subtile Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Sollten dir Veränderungen im Verhalten, der Körperhaltung oder dem allgemeinen Zustand deines Pferdes auffallen, ist es ratsam, unverzüglich einen Tierarzt, Tierheilpraktiker oder Tierphysiotherapeuten zu Rate zu ziehen. Die rechtzeitige Erkennung und Behandlung von Schmerzen ist der Schlüssel zu einem glücklichen und gesunden Pferdeleben.
Du bist dir nicht sicher, ob dein Pferd Schmerzen hat? Dann kontaktiere ich mich und wir gehen der Sache auf den Grund!